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Lasst uns nach einer gemeinsamen Basis suchen

von Ehrw. Ashin U Ñânissara

Wir Menschen sind geheimnisvolle Wesen, mit unvorstellbaren Möglichkeiten. Edle Eigenschaften und kriminelle Tendenzen schlummern in uns. Diese können in unserem Leben jederzeit völlig unerwartet ohne Anstrengung oder Krafteinsatz zum Vorschein kommen. Diese Eigenschaften schlafen in uns in den unterschiedlichsten Schweregraden.

Ven. Sitagu Sayadaw

In der kraftvollen und komplexen Maschinerie unseres Geistes, finden wir Schatzkammern von Tugend und Misthaufen von Schlechtigkeit. Wenn wir diese besonderen Eigenschaften entwickeln, werden wir entweder zu Gesegneten oder Verfluchten der Gesellschaft. Wenn wir uns aufschwingen wollen zum edlen Dienst an der Menschheit, müssen wir bestrebt sein, die in uns schlummernden Übel zu entfernen und das schlafende Gut der Tugendhaftigkeit entwickeln. Um die unermesslichen Schätze in uns zu heben, sind rechte Geduld und ständige Anstrengung unentbehrlich. Selbst die einfachsten Leute können diese Aufgabe meistern, da Reichtum und Macht nicht notwendige Voraussetzungen für die Entwicklung menschlicher Werte sind.

Ein kraftvolles und zerstörerisches Laster in uns ist Ärger (dosa). Das konstruktive Werkzeug zur Vertreibung dieses schlechten Zustandes und Veredlung der Menschheit ist liebende Güte (mettâ). Grausamkeit (himsâ) ist ein anderes Übel, das verantwortlich ist für so viele Schrecken und Gräueltaten in der heutigen Welt. Mitgefühl (karunâ) ist dessen Gegengift. Neid (issâ) ist ein anderes Laster welches ein Gift ist für jede Ordnung der Welt. Der vergiftende Neid führt zu ungesunden Rivalitäten und gefährlichen Wettbewerben. Das effektivste Gegenmittel für diesen Giftstoff ist Mitfreude (muditâ). Zwei andere universelle Eigenschaften verschieben das mentale Gleichgewicht, Anhaftung an erfreuliche Dinge und Ablehnung von unerfreulichen. Gleichmut entwickeln (upekkhâ), kann diese zwei oppositionellen Kräfte verschwinden lassen. Diese Vier edlen Tugenden können entwickelt werden durch edles Verhalten und edlem Verweilen. Diese Vier edlen Tugenden sind in der Lage, die Menschlichkeit in der Welt zu entwickeln. Wenn die Menschheit, gleich welchen Glaubens, welcher Hautfarbe, welcher Rasse oder welchen Geschlechts, versuchen würde, dieses Betragen zu kultivieren, dann könnte die Welt in ein wundervolles Paradies verwandelt werden, wo wir alle in Frieden und Harmonie als ideale Bewohner dieser einen Welt zusammen leben. Deshalb sollten wir diese Vier edlen Tugenden auf allen Menschen ohne Ausnahme ausdehnen. Deshalb kann man diese Tugenden grenzenlosen Geist nennen. Gleichgültig welcher Religionszugehörigkeit, sollte jeder diese schönen Tugenden kultivieren und ein Segen für sich und andere sein.

Die Entwicklung von liebender Güte macht die Herzen sanfter. Im Verbund der Völker sollten wir liebende Güte, die man wirklich als ernsthaften Wunsch für das Wohlergehen und das Glück bezeichnen kann, anstelle von Waffen der hilflosen Welt geben, ohne Unterschied ob für uns selbst oder andere. „So wie eine Mutter ihr Kind selbst unter Aufopferung des eigenen Lebens schützt, so sollten wir uneingeschränkte liebende Güte gegen alle lebenden Wesen entwickeln.“ Das ist die Anweisung des Buddha. In diesem Fall ist liebende Güte nicht die geduldige Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Eben genau so sollte unsere Liebe gegenüber anderen Nationen oder anderen Ländern ein aufrichtiger Wunsch sein und reine Liebe für echten Frieden und Wohl der Welt. Wir sollten den uneingeschränkten Geist der universellen Bruder- und Schwesterschaft ausdehnen, der alle Nationen umarmt, alle Rassen, alle Klassen und alle Länder, ohne die Grenzen der unterschiedlichen politischen Anschauungen.

Liebende Güte, welche ein aufrichtiger Wunsch nach echtem Frieden und Wohl der Welt ist, ist nicht politisch, rassisch oder eben eine religiöse Brüderlichkeit. Politische Gemeinschaft wird nur von denen geteilt, die die selben politischen Ansichten haben, wie die Parteien der Demokraten, Sozialisten, Kommunisten usw. Rassische Gemeinschaft oder nationale Gemeinschaft ist nur beschränkt auf die der selben Rasse oder Nation. Sehr oft entsteht durch die Durchsetzung dieser Vorherrschaften ein brutaler Krieg, und die Menschen werden von gnadenlos vom Himmel herab regnenden Bomben getötet. Die dramatischen Vorkommnisse des Zweiten Weltkrieges sind ein erschreckendes Beispiel, das die Menschheit niemals vergessen kann. Gewalthandlungen und Terrorismus sollten geächtet werden, und harmonische Verhältnisse sollten zwischen den Menschen verschiedener Herkunft und und verschiedenen Glaubens errichtet werden.

Liebende Güte (mettâ) gehört nicht unbedingt zu den religiösen Gemeinschaften. Schuld sind die Engstirnigkeiten der Religionsgemeinschaften, die religiösen Streitereien und die so genannten Heiligen Kriege entfacht ohne das geringste Mitgefühl; verurteilte Menschen wurden offen bei lebendigem Leibe geröstet und verbrannt. Viele Scheußlichkeiten wurden ausgetragen, die sich jeder Beschreibung entziehen. Grausame Kriege, die die Seiten der Weltgeschichte füllen, wurden entfacht. Um aufrichtigen Frieden und Glück zwischen den Menschen in dieser moralisch bankrotten Welt zu schaffen, sind ernsthaftes religiöses Erwachen und Harmonie notwendig. Sorgfältig müssen wir ein reines und nützliches Leben aus Liebe, Vernunft und Recht, basierend auf den edlen Prinzipien deren respektablen Lehrer und Führer erschaffen.

Der Buddha lehrte: “Hass wird niemals durch Hass aufhören. Hass kann nur durch Liebe aufhören. Das ist die Essenz des alten und ewigen Gesetzes.“ Liebende Güte ist eine aufbauende Kraft, die sich den zerstörerischen Einflüssen entgegenstellen kann. So, wie hasserfüllte Gedanken vergiftende Wirkung in jedem System oder Taktik haben können, so können liebevolle Gedanken gesunde, wohltuende geistige und körperliche Wirkung haben. Der Buddha betonte nachdrücklich die Wichtigkeit der Sittlichkeit als Möglichkeit, Spannungen und Schwierigkeiten zu überwinden. Um die Probleme der Menschheit zu lösen, sollten wir rechtes Denken in Selbstlosigkeit, liebender Güte, Harmlosigkeit und Gewaltlosigkeit üben.

Heutzutage ist die Welt voller Chaos, Elend, Kriegsangst und Gewalt. Die Nationen bewaffnen sich bis zu den Zähnen. Menschenleben sind in Gefahr und verängstigt von den Waffen, die zwischen den Ländern aufgerichtet werden. Diese Waffen sind jederzeit bereit loszugehen und viele menschliche Wesen in jedem Moment zu töten. Tatsächlich braucht die Welt wirklich dringend diese universale liebende Güte, unermessliches Mitgefühl, teilnehmende Mitfreude, große Toleranz und den richtigen Weitblick für alle von uns, damit wir in dieser Welt in perfektem Frieden und Harmonie wie Brüder und Schwestern zusammen leben können. Wir sollten wirkliche Liebe entwickeln, um den Feind der Welt zu töten, den Hass. Wir sollten unendliches Mitgefühl entwickeln, um das Leid der Völker zu beseitigen, die Grausamkeit. Wir sollten teilnehmende Mitfreude entwickeln, um uns von dem Gift aller Systeme zu schützen, dem Neid. Wir sollten seelischen Gleichmut entwickeln, um das Begehren nach freudvollen Situationen und Ablehnung gegenüber unerfreulichen Situationen abzulegen, welche Unwissenheit sind.

Die heutige Welt ist wegen des materialistischen Standpunktes, mit aller Technologie, Industrie und Mechanisierung, ist der Geist der meisten Menschen unterentwickelt geblieben und deren Geist verbleibt im Elend.

Den meisten modernen Menschen fehlt liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut. Weiterhin ist der Charakter der jungen Generation bankrott. Beides, materieller und geistiger Fortschritt, ist wichtig für die Entwicklung der Menschen. Um die Armut zu besiegen sollten alle religiösen Führer und spirituellen Gelehrten die Entwicklung einer Infrastruktur für eine moderne und auch moralische Erziehung entwickeln. Allgemein ist gute Erziehung ein Weg zur Erhöhung der Sittlichkeit und aus der Armut heraus. Der weltliche Fortschritt ist zur Zeit gut genug, aber der Fortschritt des geistigen Lebens befindet sich auf dem niedrigsten Stand in dieser materiellen Welt. Deswegen müssen wir versuchen, den Geist der Menschen zu heben, besonders den unserer Söhne und Töchter in der Welt, für den Fortschritt unseres Zeitalters sowie in der nahen und fernen Zukunft.

Um dies zu tun, sollten wir das gesamte Schulsystem jedes Landes fördern und verändern: wir sollten sittliche Erziehung planen und projektieren, lehren und lernen, kulturelle Bildung entsprechend der Länder, Kulturen, Natur usw. Deswegen brauchen alle spirituellen und religiösen Führer Treffen auf einer gemeinsamen Ausgangsbasis, und wir sollten versuchen, eine Organisation zu gründen, etwa wie die „Vereinigten Religionen“, gerade so wie die "Vereinten Nationen". Wenn wir die Vereinten Religionen organisieren könnten, könnten wir mit den „Vereinten Nationen“ zusammenarbeiten, um die Probleme der einzelnen Länder zu lösen. Man sollte Ärger mit Freundlichkeit überwinden, Bosheit durch Güte bezwingen, Egoismus durch Wohltätigkeit, Falschheit durch Vertrauen. Das ist der Ratschlag des Buddha. Wenn wir uns aufgrund verschiedener Glaubensrichtungen oder Ansichten nicht auf einer gemeinsamen Basis treffen, stehen und bewegen können, wie Brüder und Schwestern, dann werden viele Missionen mitfühlender Lehrer keinen Erfolg haben bei ihrem guten Tun für die Welt. Liebende Güte (Mettâ) und große Toleranz (Khanti) sollten die gemeinsame Basis sein. So wenig machbar dies erscheint, so ist es sicherlich einfacher und weniger riskant als sich in grausamen Kämpfen und in einem Atomkrieg zu vernichten. Lasst uns zusammen kommen und die Welt in brüderlichem und schwesterlichem Geist erbauen.

Wir sollten ernsthafte Liebe entwickeln, um den Feind der Welt zu vernichten, den Hass. Wir sollten unendliches Mitgefühl entwickeln, um das Elend der Nationen auszurotten, die Grausamkeit. Wir sollten teilnehmende Freude entwickeln, um uns vor dem Gift jeder Gemeinschaft zu schützen, dem Neid. Wir sollten seelischen Gleichmut entwickeln, um Anhaftungen an freudvolle Situationen und Ablehnung von unerfreulichen zu vernichten, der Unwissenheit.

 

"Hass wird niemals durch Hass aufhören, Hass kann nur durch Liebe aufhören.

Das ist die Kernaussage des alten und ewigen Gesetzes."

                                                                                               (Der Buddha)

 

Mögen sich Wahrheit und Frieden in jedem Winkel der Welt verbreiten.

Mögen alle Wesen friedvoll und glücklich sein für immer.

 

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